Orthodox

Orthodox
   (griech. = rechtgläubig) war schon in der alten Kirche ein Abgrenzungsbegriff zur Bezeichnung der Rechtgläubigkeit der Kirche im Verhältnis zur Häresie. In diesem Sinn wird er auch auf reformatorische Kirchen u. ihre Theologien (z. B. ”altprotestantische Orthodoxie“) übertragen. Im alltäglichen Sprachgebrauch hat er oft die negative Bedeutung einer starren, dialogfeindlichen Strenggläubigkeit, in der die Doktrin mehr gilt als das Zeugnis der ”Orthopraxie“ (= richtiges Tun). Nachdem sich Ost- u. Westkirche im 11. Jh. endgültig getrennt hatten, bürgerte sich der Begriff ”Orthodoxie“ für die östliche Kirche ein, in offiziellen Dokumenten als Selbstbezeichnung vom 17. Jh. bis zur Gegenwart greifbar. Die Westkirche bevorzugte für sich den Begriff Katholisch “, den die Ostkirche ebenfalls für sich in Anspruch nimmt. ”Orthodoxe Kirche ist die geläufigste Bezeichnung für eine Familie von Schwesterkirchen, die in eucharistischer Gemeinschaft den einen Glauben der ungeteilten Kirche vielfältig manifestieren“ (A. Kallis). Mit der ”ungeteilten Kirche“ wird Bezug genommen auf die Fundierung des gemeinsamen Glaubens in der Heiligen Schrift u. in den Bekenntnissen der ersten Ökumenischen Konzilien . Rechtgläubigkeit in dieser Selbstbezeichnung ist ”nicht abstrakte Doktrin, sondern rechte Lobpreisung Gottes, die im Leben der Kirche, das eine Doxologie, ein Dank für das erfahrene Heil ist, die geoffenbarte Wahrheit in der Geschichte ununterbrochen manifestiert. Die Identität der Orthodoxie besteht weder in einem Lehrsystem gesicherter Wahrheiten noch in einem Organisationssystem, sondern in ihrer Liturgie, in der die Schöpfung die Gemeinschaft mit ihrem Schöpfer erfährt“ (A. Kallis). Wenn Orthodoxie nicht Lehre, sondern Lebensweise ist, dann wird deutlich, daß auch ihre Theologie nicht mit den Kriterien u. Denkformen westlicher Wissenschaft beurteilt werden darf u. daß ein doktrinärer Vergleich völlig unangemessen wäre. Die äußere Struktur der Ostkirche (ein nur relativer Begriff, der sich auf die Teilung des röm. Reichs 395 u. die byzantinische Kirche Ostroms bezieht) ergab sich daraus, daß die unabhängigen Ortskirchen ihre Grenzen durch Synodenbeschlüsse an bestehende territoriale Grenzen anglichen. So entstand die Gliederung der orthodoxen Kirchen in ”autokephale“ (griech. = selbstbestimmte) Kirchen, ohne daß dies ein unveränderliches Prinzip wäre. Die Bildung einer autokephalen Kirche (neben den bestehenden Patriarchaten Konstantinopel, Alexandrien, Antiochien, Jerusalem, Georgien, Moskau, Serbien, Rumänien, Bulgarien) geschieht nach Gesichtspunkten pastoraler Zweckmäßigkeit, durch den Willen des kirchlichen ”Pleroma“ (Laien u. Klerus zusammen) u. durch Vereinbarung mit der Synode von Konstantinopel. Bindende (”kanonische“) Regelungen für die ganze Orthodoxie kann nur eine ”panorthodoxe Synode“ treffen.

Neues Theologisches Wörterbuch. . 2012.

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  • orthodox — orthodox …   Deutsch Wörterbuch

  • Orthodox — Or tho*dox, a. [L. orthodoxus, Gr. orqo doxos; orqo s right, true + do xa opinion, dokei^n to think, seem; cf. F. orthodoxe. See {Ortho }, {Dogma}.] 1. Sound in opinion or doctrine, especially in religious doctrine; hence, holding the Christian… …   The Collaborative International Dictionary of English

  • orthodox — ► ADJECTIVE 1) conforming with traditional or generally accepted beliefs. 2) conventional; normal. 3) (Orthodox) relating to Orthodox Judaism or the Orthodox Church. DERIVATIVES orthodoxly adverb. ORIGIN Greek orthodoxos, from doxa opinion …   English terms dictionary

  • orthodox — [ôr′thə däks΄] adj. [< Fr or LL: Fr orthodoxe < LL orthōdoxus < LGr(Ec) orthodoxos, orthodox (in religion) < Gr orthos (see ORTHO ) + doxa, opinion < dokein, to think: see DECENT] 1. conforming to the usual beliefs or established… …   English World dictionary

  • orthodox — UK US /ˈɔːθədɒks/ adjective ► traditional, and accepted by most people: »Orthodox economic theory has failed to explain the role of technological change in society. »orthodox strategies for socio economic development in developing countries →… …   Financial and business terms

  • orthodox — Adj std. (16. Jh.) Entlehnung. Entlehnt aus l. orthodoxus rechtgläubig , dieses aus gr. orthódoxos, zu gr. orthós richtig, recht, gerecht und gr. dóxa Meinung, Glaube , weiter zu gr. dokeĩn glauben, meinen , das mit l. docēre lehren, unterrichten …   Etymologisches Wörterbuch der deutschen sprache

  • Orthodox — Órthodóx, S. Rechtgläubig …   Grammatisch-kritisches Wörterbuch der Hochdeutschen Mundart

  • Orthodox — Orthodox, rechtgläubig, altgläubig, streng in Auslegung und Anwendung von hergebrachten Grundsätzen und Lehren, besonders in Religionssachen. B–l …   Damen Conversations Lexikon

  • orthodox — I adjective accepting, according to custom, according to regulation, according to rule, according to the book, accustomed, acknowledged, approved, believing, bound by convention, canonical, common, commonplace, compliant, conformable, conforming …   Law dictionary

  • orthodox — 1580s, from L.L. orthodoxus, from Gk. orthodoxos having the right opinion, from orthos right, true, straight (see ORTHO (Cf. ortho )) + doxa opinion, praise, from dokein to seem, from PIE root *dek to take, accept (see DECENT (C …   Etymology dictionary

  • orthodox — »rechtgläubig, strenggläubig; der strengen Lehrmeinung gemäß; der herkömmlichen Anschauung entsprechend«, auch übertragen gebraucht im Sinne von »starr, unnachgiebig«: Das Adjektiv wurde im 16. Jh. aus spätlat. orthodoxus entlehnt, das… …   Das Herkunftswörterbuch

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